Seite 604

Die Geschichte

der Frau

(4)

Die Frau an sich

Bei näherer Betrachtung der Frau fallen einige Verhaltensweisen auf. Da die Frau ihren eigenen Anblick im Spiegel scheinbar nur schlecht ertragen kann, beginnt sie bereits frühmorgens damit, verschiedene Farben, Puder, Decklacke, Moistures, Up-Shaper, Cremes und Lippenstifte in ihrem Gesicht zu verteilen. Wenn sie dann mit dem Ergebnis soweit zufrieden ist und von der eigentlichen Grundstruktur ihres Äußeren nichts mehr identifizierbar ist, folgt das Ritual des Haar-Stylings. Von Natur aus mit dichtem Haar gesegnet, hat Frau auch hier ein Problem mit der Akzeptanz der eigenen Haarpracht.

Mit Hilfe der modernen Chemie ist es im Handumdrehen möglich, Farbe, Glanzgrad und Volumen zu variieren. Damit Frau genau weiß, wo ihre Finger und Zehen aufhören und sie sich nicht unaufhörlich stößt, werden diese signalrot markiert.

Nach Abschluß aller o.g. Maßnahmen ist sie durchaus in der Lage, erhobenen Hauptes das Badezimmer zu verlassen. Nun beginnt ein bemerkenswertes Ritual, das auf der Welt einmalig ist. Sie versucht aus einem oder mehreren zum Bersten gefüllten Kleiderschränken, eine zu der Unmenge an aufgetragenen Farben und Colorationen passende Kleidung zu finden.

Bereits hier wird eine gewisse Entscheidungsunfreudigkeit deutlich, die sich als einer der roten Fäden durch das Leben der Frau zieht. Abgesehen vom Tagesablauf entweder als Hausfrau oder berufstätige Frau, endet der Tag analog zum morgendlichen Ritual.

Nachdem sie sich der Kleidung entledigt hat, wird im Badezimmer eine ebenfalls sehr zeitraubende Prozedur vorgenommen, in der alle am Morgen eingeleiteten Maßnahmen unter Zuhilfenahme verschiedenster Cremes und Wässerchen rückgängig gemacht werden. Aufgrund der Tatsache, daß hier das so geschickt verborgene Äußere wieder zum Vorschein kommt, sinkt die Laune der Frau erheblich, teilweise ins Bodenlose. Um den Anblick im Spiegel ertragen zu können, werden dann dekorativ diverse Gegenstände, wie z.B. Gurkenscheiben ins Gesicht geklebt, um vom eigentlichen Erscheinungsbild abzulenken.

Ù